
Octavia 1U | 1996 -> 2010
Škoda Octavia I
Der Škoda Octavia I ist ein Personenkraftwagen des tschechischen Automobilherstellers Škoda, der von Spätsommer 1996 bis Ende 2010 hergestellt wurde. Das Kraftfahrt-Bundesamt ordnet den Octavia in die Kompaktklasse ein, die Fachpresse hingegen zum Teil in die Mittelklasse.
Der Octavia ist Škodas erstes Auto dieser Klasse nach der 1991 erfolgten Übernahme durch die Volkswagen AG und basiert wie der VW Golf IV und andere Konzernmodelle auf der Plattform PQ34. Ein Ziel der Entwickler war es, bei einem Aufprall bis 15 km/h die Beschädigung von Hauptteilen (etwa Motorhaube, Heckklappe) zu vermeiden.
Bereits Anfang der 1990er-Jahre zeichnete Giorgio Giugiaro ein Design für den Octavia. Bei der Vorstellung des Modells empfand der damalige tschechische Ministerpräsident Václav Klaus – der tschechische Staat war noch Mitgesellschafter bei Škoda – das Auto als „zu italienisch“. Ferdinand Piëch, der Vorstandsvorsitzende des VW-Konzerns als Hauptgesellschafter, folgte dieser Sichtweise, so dass ein neues Außendesign entworfen wurde.
Das neue Design mit der strafferen, eher kantigen Form und dem größeren Kühlergrill verantwortete der neue Chefdesigner von Škoda, Dirk van Braeckel. Ziel war ein klares Profil für den Neustart von Škoda, anstelle einer weichen, zeitgemäßen Form. Da die Werkzeuge für die Karosserie jedoch bereits produziert waren, wurde das Design Giugiaros die Basis des Seat Toledo II. Allerdings wurde die Front für Seat neu gezeichnet.
Der Octavia wurde ab März 1997 zunächst als Limousine in den drei Ausstattungsvarianten LX, GLX und SLX angeboten. Ende 1999 folgte das Sondermodell „Laurin & Klement“, welches mit seiner gehobenen Ausstattung einen besonderen Stellenwert einnahm. Dazu zählten Klarglasscheinwerfer mit Reinigungsanlage, 16 Zoll-Leichtmetallfelgen, elektrisches Schiebe-/Hubglasdach, beige Volllederausstattung mit Sitzheizung für Fahrer und Beifahrer, Interieurleisten in Wurzelholzimitat, Lederlenkrad, Tempomat, Klimaautomatik "CLIMATRONIC" und "SYMPHONIE"-Soundsystem. Dieses Sondermodell war ausschließlich in Verbindung mit den beiden Top-Motorisierungen (1.9 TDI mit 81kW/110PS und 1.8T 20V mit 110kW/150PS) erhältlich.
Noch vor der Überarbeitung im Herbst 2000 wurde zwischenzeitlich ein modifiziertes Armaturenbrett in der gehobenen SLX-Serienausstattung sowie im Modell „Laurin & Klement“ eingebaut. Auch Allradmodelle wurden angeboten.
1999 stellte Škoda für die tschechische Regierung um acht Zentimeter verlängerte Limousinen mit exklusiver Ausstattung her, welche auf dem Octavia 1.8T 20V mit der "Laurin & Klement"-Ausstattung basierten. Insgesamt wurden davon 200 Fahrzeuge gebaut.
Modellpflege
Im September 2000 wurde der Octavia einem Facelift unterzogen, bei dem das Armaturenbrett überarbeitet und ab der Ambiente-/GLX-Ausstattung sowie bei Sondermodellen zum Standard wurde. Des Weiteren erhielt der Octavia I serienmäßig Klarglasscheinwerfer, komplett lackierte Stoßfänger, ein überarbeitetes Tachometer-Design sowie eine Wartungsintervallverlängerung. Dazu kamen konstruktive Veränderungen, wie etwa eine Dachversteifung zwischen den veränderten B-Säulen, Eckversteifungen im Motorraum, eine optimierte Wegfahrsperre, die neuerdings vorgeschriebene OBD-Schnittstelle und ein weiterer CAN-Bus für die Komfortfunktionen. Außerdem wurden optional Xenon-Scheinwerfer, Regensensor, TMC-Navigationsgeräte, Heckwischer für Limousinen, elektrisch verstellbare Vordersitze und ESP angeboten.
Die Ausstattungsvarianten LX, GLX und SLX wurden in Classic, Ambiente und Elegance umbenannt, was später auch für den Octavia II und weitere Modelle übernommen. Mit dem Octavia RS (in Großbritannien und Irland vRS) kam eine Sportvariante in das Programm, die über eine Leistung von 132 kW (180 PS) verfügte. Des Weiteren kamen Sondermodelle wie Style, Business, Family, Collection, Rider, Drive, Celebration, RS-WRC, Limited GT und Sport heraus.
Zusammen mit der Sonderedition Celebration, die im Juni 2001 zur Feier des dreimillionsten Autos seit der VW-Übernahme herausgegeben wurde, wurde auch der Octavia Taxi eingeführt. Dadurch wurde Škoda zum ersten Importeur in Deutschland, der einen werkseitigen Taxiausbau anbot. Dieser Ausbau kostete 2347 Mark (1200 Euro) mehr als das Standardmodell.
In Österreich gab es eine Lieferwagenversion des Octavias namens Praktik. Im Herbst 2008 wurden Designdetails nochmals verändert, etwa ein geändertes Außenspiegel-Design und ein geändertes Lenkrad, welches vom Nachfolger übernommen wurde, sowie der Wegfall des Heckklappenschlosses.
Die beiden Karosserievarianten Limousine und Kombi wurden noch bis Ende 2010 als Sondermodell Tour (in Österreich Drive) parallel zum Octavia II angeboten.
Wegen der geänderten gesetzlichen Lage in der EU, die ab dem 1. Januar 2011 nur Neufahrzeugen mit Euro 5 eine Zulassung gewährt, musste die Fertigung des ersten Octavia für Europa eingestellt werden. Als Nachfolger für Europa gilt der im Februar 2004 eingeführte Škoda Octavia II. Diese wird seit Ende 2010 als Octavia Tour vermarktet.